Eine Leserin schrieb mir neulich folgendes: „Nora, wie motivierst du dich so viel zu malen? Mir macht malen auch Spaß, aber bis ich mal dazu komme.“ Klingt so, als würde die Malpraxis dieser Leserin gaaaanz weit unten in der Prioritäten-Liste des Alltags stehen. Andere Dinge scheinen wichtiger. Doch trotzdem fehlt was. Geht’s dir ähnlich? Schauen wir mal, welche Ausreden dich vom Malen abhalten.
Ich persönlich habe vor ein paar Jahren eine bewusste Entscheidung getroffen. Ich habe beschlossen, meine Kunst und meine kreativen Projekte zu meiner Priorität zu machen. Und weißt du, es gibt nur eine Priorität, es ist ein Singular-Wort (schau gern bei Wikipedia). Und deshalb gibt es für mich keine Kompromisse.
Mein Leben windet sich um meine Kunst wie Efeu um einen Baumstamm. Und deswegen scheint es so, als wäre ich übernatürlich produktiv. Nur das ist nicht so. Ich bin nur gut darin, wie ein Specht pausenlos gegen den Baum zu hämmern. Ich weiß, was ich will und das ist MALEN 🙂
Ausrede 1: Ich möchte eigentlich, was anderes tun …
In regelmäßigen Abständen lasse ich mich von anderen Dingen verführen. Mal will ich Gitarre lernen und Songs produzieren, dann habe ich plötzlich einen Faible für Schmuck machen, weil ich ja auch Schmuckmacherin sein könnte? Und dann dies und dann das.
Ich probiere alles mal aus, Abwechslung tut gut, doch immer wieder frage ich mich: Will ich das wirklich, wirklich, wirklich? Oder versuche ich mich gerade abzulenken, von dem, was meine wahre Aufgabe ist? In dem Wort „Aufgabe“ steckt das Wort „Gabe“. Malen ist meine Aufgabe, weil es meine Gabe ist.
Und nun frage ich dich: Willst du überhaupt malen? Also regelmäßig, um besser zu werden? Und nicht einmal so aus Spaß oder Entspannung? Oder schreit dein Herz nach einer anderen Sache? Sei mal ehrlich mit dir selbst. Du wirst niemals Zeit finden für deine Malpraxis, wenn du im Innersten gar keine Lust drauf hast.
Ich bin der Meinung, wenn du wirklich malen und deine Künstler Essenz zum Ausdruck bringen möchtest, dann nimmst du dir Zeit dafür. Zeit ist nichts, was du zufällig auf der Straße findest. Freie Zeit ist das Ergebnis einer bewussten Entscheidung. Eine Entscheidung, die auch zeigt, wie wichtig du dir selbst bist.
Ausrede 2: Ich habe zu viele Verpflichtungen
Solltest du denken: „Ich habe keine Zeit, weil ich mich um andere Menschen kümmere. Ich habe Verpflichtungen, und und und …“, dann frage ich dich: „Woher nimmst du die Energie dafür?“
Im Flugzeug bekommst du ja auch gesagt: „Erst die Atemmaske dir selber aufsetzen bevor du sie anderen aufsetzt.“ Du kannst nicht für andere da sein, wenn du nicht für dich Verantwortung übernimmst, wenn du nicht deinen eigenen Akku auflädst.
Für manche Leute ist Malen eine einmalige Aktion. Doch es gibt Menschen, und zu denen gehöre ich und wahrscheinlich auch du, die brauchen das Malen oder auch Zeichnen wie die Luft zum Atmen. Und wenn diese Gabe nicht gelebt wird, dann wirst du niemals in deiner ganzen Kraft sein.
Ausrede 3: Ich fühle mich nicht nach Malen
Wenn du die Frage: „Willst du wirklich malen?“ mit einem energischen „Ja! Will ich!“ beantworten kannst, dann möchte ich einen weiteren Gedanken von Seth Godin mit dir teilen.
Der Bestseller-Autor aus den USA schreibt:
“Creativity is an action, not a feeling. Your work is too important to be left to how you feel today.”
Ich finde diese Worte so gut. Nochmal übersetzt: „Kreativität ist eine Aktion, kein Gefühl. Deine Arbeit ist zu wichtig als sie deinem Gemütszustand zu überlassen.“
Da bekomme ich direkt Gänsehaut. Diese Worte sind so wahr. Wie viele Menschen versäumen ihre Träume, weil sie es von ihrem Gemütsabstand abhängig machen? Weil sie denken: „Ach, heute fühle ich mich nicht danach, also starte ich lieber morgen.“
Doch Bullshit.
Wer so denkt, startet nie. Das ist eine Falle, die du dir selbst irgendwann in deinem Leben gestellt hast. Der perfekte Moment wird nie-nie-niemals kommen. Deine Arbeit, deine Familie, deine Freunde, deine Alltags-Dramen werden dir bestimmt nicht den roten Teppich zum Maltisch ausrollen, damit du ungestört malen kannst. Netflix wird dir immer eine neue Serie vorschlagen und du selber weißt, dass der Instagram-Feed in die Unendlichkeit reicht.
Wenn du dich demnächst erwischt, wie du durch Instagram scrollst, sinnlos meine ich, dann sprich‘ laut aus: „Verdammt, es reicht!“
Starte noch heute. Keine Ausreden mehr. Roll den roten Teppich zu deinem Maltisch aus und übernimm‘ Verantwortung für das, was dir und NUR DIR, wirklich wichtig ist. Mach‘ die Arbeit, auf die du später stolz sein kannst. Schaffe Verbindlichkeit und nimm‘ die Sache ernst.
Sei ein Vorbild für andere. Für deine Freunde, für deine Kinder, ja selbst für deinen Partner.
Nichts ist mehr sexy als Menschen, die ihre Begeisterung leben und die für ihre Träume losgehen.
Ausrede 4: Mir gelingen keine schönen Bilder
Ich habe noch eine letzte Frage für dich.
Bist du bereit, deine Malpraxis durchzuziehen, ohne das etwas „tolles“ dabei entsteht? Bist du bereit, Fehler zu machen? Bist du bereit, dich deinem inneren Kritiker zu stellen?
Nun, die Sache ist, kurzfristig wird der Malprozess anstrengend und frustrierend sein. Doch langfristig – und danach solltest du streben: wirst du belohnt. Ich verspreche dir, dass Durchhaltevermögen doppelt und dreifach belohnt wird.
Kein Meister ist je vom Himmel gefallen.
Das weißt du doch.
Was passiert, wenn es keine Ausreden mehr gibt
Durchhaltevermögen wird belohnt. Du wirst belohnt mit mehr Selbstbewusstsein: Mit jeder Malübung wirst du selbstbewusster und gewinnst Vertrauen in deine Kreativität (Artikel: 7 Tipps für mehr Flow beim Malen). Du lernst außerdem, dass Fehler etwas zum Feiern sind. Sie lehren dich entweder einen besseren Umgang mit Farbe und Pinsel oder du entdeckst neue Maltechniken, die deine Kunst einzigartig machen.
Malen bringt dir den Zugang zu deiner Intuition: Malen verbindet dich unmittelbar mit deiner Intuition. Während du malst entsteht der Flow und deine Aufmerksamkeit wandert Stück für Stück vom Verstand in dein Herz. Das ist der Ort, wo alle großartigen Entscheidungen getroffen werden. Und zwar aus Vertrauen und nicht aus Angst.
Du glaubst an dich und deine Fähigkeit und das ist so ein Geschenk. Du steigerst deinen Selbstwert, indem du dir immer wieder beweist, dass du Fortschritte machst, egal wie klein oder groß diese sind.
Über die Jahre werden viele magische Dinge passieren.
Ich habe mir vor Jahren nicht erträumen lassen, dass ich mal ein Kinderbuch illustrieren würde. Und jetzt sitze ich da und male seit drei Wochen jeden Tag mindestens zwei bis drei Bilder. Ich wache eine Stunde vor dem Wecker auf, gehe in mein Atelier und lege direkt los. Ich frage mich nicht erst, wie es mir heute geht oder denke darüber nach, was ich sonst tun könnte. Nein, es ist meine Aufgabe.
Und Träume formen sich nur, indem wir sie umsetzen.
Liebe Nora,
Manchmal kommst du mir vor, wie mein alter ego, und zwar erkenne ich immer wieder parallele Interessen zwischen dir und mir. Du bist wie ein Spiegelbild für mich und das bewirkt, dass ich meinem Künstlerinnendasein immer wieder den Vorrang gebe. Deine Beiträge ermutigen mich sehr oft, und dafür möchte ich dir meinen Dank aussprechen. Liebe Grüße Marie-Luise
Hallo liebe Marie-Luise,
Vielen Dank für deine Worte 🙂 Ich freue mich, dass du dich in meinen Zeilen wieder erkennst.
Hab einen schönen Sonntag,
LG aus Südfrankreich,
Nora