Du bist beim Malen schnell frustriert und hörst auf? I feel you. Ich kenne diesen Frust. Ich erinnere mich nur zu gut an meine ersten Malversuche. Gerade Anfänger der Acrylmalerei geben voreilig auf, weil sie glauben, sie hätten kein Talent oder ihnen fehlt das Wissen. Doch daran liegt es nicht. Meiner Meinung nach kann jeder malen, nur die wenigsten „überleben“ ihre eigenen Gedanken beim Malen. Malen beginnt im Kopf, mit dem richtigen Mindset. Meine 12 Tipps sollen dir helfen, wieder mehr Freude beim Malen zu haben und die Gewissheit, dass du Pinselstrich für Pinselstrich besser wirst.
Acrylmalerei für Anfänger: Meine Geschichte
Als ich vor mehr als 6 Jahren wieder mit dem Malen begann, war ich super motiviert aber gleichzeitig super schnell frustriert. Etwas in mir hatte diesen Drang zu malen. Ich erinnerte mich an meine Kindheit und wie sehr ich Malen liebte. Stundenlang konnte ich beim Malen abtauchen, in eine Welt der Fantasie, in den Zauber der Ruhe und Ausgeglichenheit. Als Kind machte ich mir keine Gedanken, ich malte einfach.
Circa 15 Jahre später ging ich los, kaufte Pinsel und Farben, um sofort mit meinem ersten Malprojekt zu starten. Die Farben waren schnell gemischt und aufgetragen. Ich hatte mir ein Motiv überlegt, in meiner Vorstellung sah ich schon das perfekte Bild. Doch nach ein paar Pinselstrichen die erste fette Enttäuschung: es sieht (Achtung böses Wort) scheiße aus. Ich versuchte mein Bild zu retten, indem ich erneut Farbe auftrug. Dabei vermischte ich den ersten Farbauftrag mit dem Zweiten, eine grässliche Gestalt formte sich vor meinen Augen. Eine Stimme in meinem Kopf wurde immer lauter und beharrte darauf, wie schrecklich mein Bild aussehen würde und wie wenig Ahnung ich vom Malen doch hätte. Ich solle sofort aufhören, es sein lassen. Dann brodelte in mir eine Wut, sie überrumpelte mich und dann konnte ich nur noch zusehen, wie mein Handgelenk im Eifer des Zorns über das Bild huschte, mit dem Pinsel im Zick-Zack das Bild übermalte. Dann zerriss ich das Bild, schließlich wollte ich mich nicht mehr an diese Niederlage im Malen erinnerte.
Besteht eine Möglichkeit, dass du solch eine Situation mal erlebt hast? Wenn ja dann kann ich dir sagen: I feel you. Ich verstehe dich, aber sowas von.
Das richtige Mindset beim Malen
Heute weiß ich: Malen beginnt im Kopf. Ja, es gibt diverse Maltechniken, die wir anwenden können, die uns helfen, noch bessere Resultate beim Malen zu erzielen. Doch die besten Maltechniken bringen nichts, wenn du nicht das richtige Mindset beim Malen hast.
Es gibt Gründe, warum wir als Anfänger der Malerei schnell frustriert sind und aufgeben. Und das hat – ganz nebenbei – nichts mit Talent, Wissen oder irgendwelchen Techniken zu tun. Nein, es sind unsere Gedanken. Es ist in erster Linie die Art und Weise wie wir über uns selbst denken. Ausgelöst werden negative Gedanken durch ungute Gefühle, Ängste und schlechte Glaubenssätze.
Die guten Nachrichten sind: du kannst deine Gedanken ändern. Ein Gedanke ist einfach nur ein Hinweis, ein Zeichen, wie du dich gerade fühlst. Du kannst einfach mal beobachten, was du beim Malen denkst … aber bitte, nicht gleich hysterisch werden. Denn du, lieber Leser, liebe Leserin, bist nicht deine Gedanken. Ok. Soweit so gut.
Ich möchte nicht abdriften, sondern dir an Beispielen deutlich machen, wie du deine Einstellung beim Malen ändern kannst.
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Acrylmalerei für Anfänger: Meine 12 Tipps
1) Starte simpel
Du hast seit Ewigkeiten nicht mehr gemalt? Du startest wirklich bei Zero? Ok, dann erstmal Hände ausschütteln. Locker werden. Durchatmen. So jetzt der eigentliche Tipp: Such dir kleine Malprojekte für den Anfang, die du einfach umsetzen kannst und die dir Freude bereiten. Teste verschiedene Materialien auf einem Mixed-Media Papier. Kombiniere Wasserfarben, Buntstifte, Bleistift, Pastellfarben, Fineliner und Marker. All‘ das hast du nicht Zuhause? Kein Problem. Mal mit dem, was du hast und wenn es Kaffee oder Lippenstift ist. Denke nicht kompliziert, sondern werde kreativ.
2) Nimm es locker und bitte, keine Vergleiche
Sei entspannt, bleib cool und heb nicht vom Boden ab. Manchmal dreht der Verstand durch. In unserem Kopf haben wir diese geniale Bildidee und genauso soll am Ende unser Kunstwerk aussehen. Vielleicht haben wir auch den Malstil einer anderen Person im Kopf und wollen unbedingt GENAU SO malen. Doch das Problem ist, wir können unmöglich 100 Schritte überspringen. Wir sehen nicht, wie viele Fehler unser Lieblingskünstler gemacht hat, wie viele Wochen, Monate und Jahre er oder sie tagtäglich mit Malen verbracht hat, ehe dieser Künstler diesen Malstil erreichte (an dem er vermutlich noch heute feilt). Alles ist ein Prozess. Deine Aufgabe ist es am Anfang, die Farben fließen zu lassen. Beobachte, was du tust, sei neugierig und halte deine Erwartungen im Zaum.
3) Male täglich
Ok jetzt mal radikale Ehrlichkeit. Wann hast du das letzte Mal ernsthaft gemalt? Ist es schon so lange her, dass deine Pinsel eingetrocknet sind? Oder warten deine Pinsel sogar noch auf die Befreiung aus ihrer Verpackung? Ertappt! Es ist wirklich so, du wirst nur besser im Malen, wenn du täglich malst. Seh‘ es mal ganz rational. Wenn dir dein nächstes Bild nicht gefällt, sag dir doch einfach folgendes: „Ist doch klar, ich habe noch nicht oft genug gemalt.“ Mach dir das Malen zur Routine. Mach Platz im Alltag und räum den Tisch frei. Verstecke deine Malutensilien nicht in den Tiefen deiner Schränke, sondern lass sie liegen. Keine Ausreden.
4) Folge deinen Impulsen (und hör auf zu denken)
Also, Malen ist Kreativität in Aktion. Und Kreativität ist eine Energie, die fließen möchte. Sie entspringt in deinem Wurzelchakra, dort wo alles Leben entsteht. Ohne zu spirituell zu werden, möchte ich dir sagen: Herz über Kopf. Ich weiß, es ist nicht leicht, aber lass es fließen. Beim Malen hast du endlich mal die Chance, den Denkapparat auszuschalten, stell ihn auf Flugmodus. Denn nur im Flugmodus passiert die Magie. Gerade am Anfang, wenn du das Malen für dich entdeckst, sei möglichst frei und schau, was intuitiv aus dir kommt.
Natürlich gibt es auch die Situationen, in denen du ein bestimmtes Bildmotiv malen möchtest. Dann machst du eine Skizze und überlegst dir eine Komposition. Aber auch hier: Herz über Kopf. Auch nicht abstrakte Kunst – also figurative Kunst – sollte fließen, sollte aus den Tiefen deiner Selbst kommen.
Desto öfter du malst, desto mehr wirst du diesen „Aha-Moment“ haben. Du wirst dich wundern, woher dieses Bild kam. Und wie schnell nur die Zeit beim Malen verging? Wenn das passiert, dann Herzlichen Glückwunsch! Dann hat dein „höheres Selbst“ gemalt. Dieser Anteil in dir, der genau weiß, wie der Hase läuft (wenn du nur den Denkapparat ausstellst).
5) Male nur für dich
Male nur für dich. Nicht für eine Instagram-Story, nicht für den Whatsapp-Status oder für Facebook. Einfach nur für dich. Male, weil es dir gut tut. Male, weil es dir Freude bereitet. Wenn du einfach nur für dich malst, ist alles in Ordnung, was entsteht. Dein Bild ist dein Spiegelbild. Es gibt Tage, da geht es dir gut und es gibt Tage, da geht es dir weniger gut. Dein Bild gehört dir und du musst es mit niemandem teilen. Bewahre es auf, wenn du möchtest. 10 Jahre später wirst du staunen oder schmunzeln. Vielleicht bist du 10 Jahre später an deinen Erfahrungen gewachsen. Hast dazu gelernt. Aber nur weil du mutig warst und das getan hast, was für dich und nur für dich, das Richtige war.
6) Beobachte deine Gedanken beim Malen
Ok, ok. Sie werden kommen, die Gedanken. Du kannst noch so meditativ malen und die Welt um dich herum vergessen. Früher oder später tauchen sie auf. Mal weniger, mal hartnäckiger. Stimmen in deinem Kopf, die wie ein Liveticker meinen, dir etwas wichtiges mitteilen zu müssen. Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, diese Stimmen sind ultra interessant. Du solltest sie niemals verdrängen und stattdessen zuhören. Stell dir vor, du nimmst diese Gedanken mal genauer unter die Lupe. Welche Gedankenmuster tauchen immer wieder auf? Warum wohl? Gerade, wenn du malst, bist du offen und Dinge gelangen aus den Tiefen des Unterbewusstseins an die Oberfläche, ins Bewusstsein.
Nun kannst du sehen, womit sich dein Geist unterbewusst beschäftigt. Was du bisher nicht gewusst hast. Aber nun siehst du die kleinen Tölpel. Die falschen Glaubenssätze, deine Ängste, all das, was dich abhält, Großartiges zu tun. Ich liebe dieses Thema und werde speziell über Glaubenssätze in der Kunst noch einen Artikel widmen. Bis dahin gebe ich dir die Hausaufgabe, einfach interessiert zu beobachten. Halte in einem Tagebuch all diese Gedanken fest.
7) Sei dankbar für Fehler
Fehler sind großartig. Warum gibt es keine Demos, wo sich Demonstranten für mehr Rechte von Fehlern einsetzen? Ich wäre sofort dabei. Denn Fehler werden in unserer Gesellschaft all zu gern verteufelt. Doch Fehler führen zu neuen Erkenntnissen. Beim Malen führen Fehler zu neuen Maltechniken. Auch das macht analoge Kunst mit echten Farben und Pinseln so spannend. Ein Fleck auf dem Bild entwickelt sich später vielleicht zum Eye-Catcher. Oder du stellst fest, dass die ausgefransten Pinsel plötzlich eine tolle Struktur beim Malen hinterlassen.
Sein wir ehrlich, Fehler können dein Bild natürlich auch ruinieren. Aber selbst, wenn das passiert: nun weißt du, wie du es beim Nächsten Mal besser machst. Wie viele Blätter habe ich schon zerrissen, wie viele Gesichter habe ich frustriert übermalt, weil ich das Gefühl hatte, ich male eine Leiche. Dann habe ich meine Farbwahl hinterfragt und nie wieder Leichen gemalt (ich muss Lachen während ich das schreibe).
8) Nimm dir Zeit und Raum
Ich persönlich fange gar nicht mehr an, zu malen, wenn ich weniger als 5 Stunden Zeit habe. Ich versinke so tief im Malen, dass mich nur schwer jemand aus dieser Welt rausholen kann. Bestenfalls habe ich keine weiteren Termine an diesem Tag und kann dadurch ganz entspannt sein. Natürlich ist das Zeitfenster beim Malen sehr individuell. Vielleicht reichen dir 2 Stunden und danach kannst du ganz entspannt zur Arbeit fahren oder dich mit jemandem treffen. Aber so oder so ist es wichtig, dass du herausfindest, wie viel Zeit und Raum du persönlich benötigst, um frei und entspannt malen zu können. Wenn du weißt, unter welchen Bedingungen du am besten Malen kannst, ohne Druck und so, dann kannst du deine Malpraxis viel besser in deinen Alltag integrieren.
9) Liebe dein Bild so wie es ist
Sei lieb zu deinen Bildern. Sei lieb zu dir selbst. Mit deinen Bildern gibst du ein Stück von dir selbst in die Welt. Was du malst, das bist du. Sei verständnisvoll mit dem, was du gemalt hast, auch wenn es dir nicht immer leicht fällt.
10) Spüre, wenn du fertig bist
Es gibt diesen Moment, in dem du intuitiv weißt, jetzt solltest du aufhören. Dann kommt jedoch wieder der Verstand ins Spiel, der dir sagen möchte: „Mach noch weiter, sieht noch nicht vollendet aus!“ Wenn du auf deinen Verstand hörst, wirst du höchstwahrscheinlich dein Bild tot optimieren. Irgendwas wirkt dann wie „erzwungen“, nicht mehr natürlich, das Gefühl ist verschwunden. An dieser Stelle solltest du wissen, dass es absolute Perfektion nicht gibt. Selbst begabte Meister-Maler ließen Bereiche in ihren Bildern unvollendet. Denn Perfektion – sorry jetzt wirds wieder spirituell – bedeutet Tod. Stillstand. Wenn der Mensch nichts mehr lernen kann, weil er alles weiß und alles kann, dann ist seine Zeit ohnehin gekommen. Also, wirf die Perfektion über Board. Beende dein Bild. Und ich höre auf zu philosophieren.
11) Beginne von Vorne …
Du hast nun stundenlang gemalt, hast den Stimmen in deinen Kopf gelauscht, hast Fehler gemacht und aus ihnen gelernt, hast dein Bild angenommen so wie es ist und hoffentlich auch Freude beim Malen gehabt? Dann beginne von Vorne. Wiederhole deine Malpraxis, wenn möglich täglich, Pinselstrich für Pinselstrich. Bleib achtsam beim Malen, sei in der Gewissheit, dass du besser wirst und dann, viel Freude mit all den magischen Momenten beim Malen.
12) Nimm dir Zeit, neue Maltechniken zu lernen
Weißt du was? Nicht alles muss aus dir fließen. Und ich weiß, was du denkst: „Warum hat sie das nicht gleich gesagt“. Naja, besser spät als nie. Was ich nun aber sagen möchte: Du darfst lernen. Jeder große Künstler hat sein Handwerk von anderen Künstlern gelernt. Und so darfst auch du, dir die Zeit nehmen, um neue Maltechniken zu lernen. Wichtig ist, dass du immer direkt in die Praxis gehst und die neuen Maltechniken anwendest. Kombiniere neue Techniken mit dem, was du schon kannst. So entstehen immer neue Dinge und du entwickelst ganz natürlich deinen eigenen Stil.
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Was frustriert dich beim Malen am meisten? Pack es doch einfach unten in die Kommentare. Ich freu‘ mich, von dir zu lesen!
Am schwierigsten für mich ist das Malen von zufälligen Anordnungen z.B. die Pflanzen deines Mandalas. Da bin ich noch zu steif im Kopf…. 😀
Hallo Tina, ich verstehe, was du meinst 🙂 Dann nimm‘ dir doch einfach mal ein Blatt und male intuitiv nur Pflanzen. In der Natur gibt es alle denkbaren Formen. So lange du kein Lineal benutzt, kannst du nur organische Formen und somit Pflanzen malen. Wenn du verstehst, was ich meine 😉
Richtig schön geschrieben – danke dafür 🙂
Freut mich, dass dir mein Text und Tipps gefallen 🙂 LG aus dem Atelier
Ich nehme mir gerne einige Wertvolle Tipps mit. Danke dafür. Freue mich schon auf meinen ersten Acrylmalerei.
Lg Alisa
Hallo Alisa, ich freue mich sehr, dass dir die Tipps helfen 🙂 sei lieb gegrüßt! Nora